Sonntag, 30. März 2008

Immer wenn ich mit meinem Vater telefoniere....

bekomme ich zu hören, das er mich wohl auf eine Entzugskur setzten muss, wenn ich dann bald aus Irland zurückkomme. Ich hab das ganze, als aufrichtiger, intelligenter und braver Sohn, natürlich verneint. Dad lass dir gesagt sein, heute ist Schluss mit der Lügerrei. Und auch für alle anderen die das hier lesen.
Er könnte recht haben! Das liegt aber nicht an mir, sondern an jemand ganz anderem.
AN DEN FRANZOSEN!
Ich muss ja wirklich zugeben, dass ich eine ziemlich, sagen wir, "unfreundliche" Einstellung zu Franzosen besaß bevor ich nach Irland kam... Diese Meinung hat sich verflüchtigt.
Seitdem ich hier in Irland bin verbringe ich mehr Zeit mit den Baguetteköpfen, als mit irgendeneinem anderen Volk. Teils liegt dies daran, das sie einfach krass in der Überzahl hier sind, zu größeren Teilen liegt es aber daran, das die Franzosen (Männlein sowie Weiblein) alle einfach übelst lustige, kaputte, coole Zeitgenossen sind. Und da ich herausgefunden habe, dass Franzosen gerne trinken, wurde ich in ihren Bann gezogen. Du siehst, mein lieber Vater, die Schuld liegt mal wieder nicht bei mir! :)

Scherz beiseite. Am Freitag war es mal wieder Zeit n bissl feiern zu gehen. Unser Ziel an diesem Freitag Abend war die Church Bar. Freier Eintritt und ein easy Club mit dicker Tanzfläche im Keller. Hier hab ich letzte Woche übrigens meinen neuen albanischen Freund Tony kennengelernt. Von Beruf, Tier (frei übersetzt Türsteher) und ziemlich kaputt drauf. Zu ihm später mehr. Falls ich die Genehmigung von blogger.com bekomme seine Stories zu veröffentlichen. Die sind schon ziemlich kaputter Scheiß..

Ich wollte an diesem Abend nicht soviel Geld ausgeben, da wir an diesem Freitag in den Bergen von Dublin Paintball zocken waren. Knapp 50 Mann aus der Uni haben sich diesem glamurösen Event angeschlossen, darunter auch Darragh, mein Sales Management Prof!

Das war übrigens sehr cooler Scheiß. Leider war mein Team nur in keinster Weise in der Lage, die von mir vorgebrachten taktischen Vorschläge für eine erfolgreiche Vorgehensweise irgendwie umzusetzten. Warum?
Weil es Franzosen sind! Egal was du denen sagst, die wollen alle die dicke One-Man Show abziehen... Das ganze haben wir dann mit unserem "Leben" und den daraus folgenden Niederlagen bezahlen müssen. Trotzdem war das Ganze ziemlich cool. Wir haben 3 verschiedene Varianten mit Flaggen gezockt (Capture the Flag, Defend the Castle und Flag in the Middle). Jeweils sehr lustig und intensiv. Das Gelände war schweinegroß und halbwegs präpariert. Viele Steine und Sträucher zum verstecken, aber auch freies Feld und Bäume, soweit das Auge reichte.

In der letzten Runde, dem klassischen Capture the Flag, hab ich mich schön pervers mitten auf dem Feld hinter einem Stein versteckt und fett die anstürmenden, nach unserer Flagge lechzenden, Gegner umgenietet. Auch im gegnerischen Team waren Franzosen. Manche von ihnen hatten es leider nicht so mit den zuvor erklärten Regeln...
Somit musste ich, nach 5 sichtbaren und definitiv spürbaren Treffern im Torso- und Beinbereich immernoch quer über das Spielfeld brüllen, wenn jemand getroffen war und eigentlich ein Leben verlor und zurück zu seinem Startpunkt hätte gehen müssen. Das warn bissl stressig. Und es war pervers kalt. Am Ende hab ich meine Hände nicht mehr gespürt.
Meine Füße hab ich schon bei dem Marsch vom Bus zum Gelände aufgeben müssen, da ich meine einfachen Sneaker anhatte... Wasserdicht? Vielleicht im nächsten Leben...

Auf der Heimfahrt schlug Darragh dann vor noch einen schnellen Pint zum aufwärmen einzunehmen. Also haben wir uns dann mit circa 8 Mann und unserem Sales Prof auf zum nächsten Pub gemacht um ein Bierchen zum ausklingen des Paintballs und einläuten des Abends zu genießen. Meine letzte feste Nahrung hatte ich circa 7 Stunden zuvor zu mir genommen und zu 100% beim Paintball spielen verwertet. Ihr wisst worauf ich hinaus will? Selten hat ein Pint bei mir so gedingelt wie dieser. Und da ich auch noch so dumm war, das erste Bier für Darragh zu spendieren, war es es dann kurzerhand der Runde 2 einläutete.
Bei zwei Runden ist es hier aber auch geblieben, da wir wirklich alle hart fertig waren und entweder essen oder duschen oder einfach nur relaxen wollten. Arthur und Nico waren jedoch nicht dieser Meinung. Sie demonstrierten hart gegen ein so frühes Ende vom Anfang des Abends. Dummerweise sind angetrunkene Bastis viel zu schnell zu jeder Schandtat bereit, weswegen ich mich keine 5 Minuten später in der nächsten Bar befand und mich dabei erwischte wie ich 3 Bier und 3 Tequila am bezahlen war. Wer zum Teufel ordert um 6 Uhr Abends 3 Tequila? Kann ja nur einer gewesenen sein... ich selbst 8)
Da ich immernoch keine Aussicht auf irgendetwas Essbares hatte, tat der Alkohol sein nötigstes um mich doch mehr als schnell in einen ausgeglichenen Gemütszustand zu versetzten.
Und so haben wir dann unseren Freitag Abend eingeläutet. Wir haben uns noch ungefähr eine weitere Stunde in der Bar aufgehalten und sind dann getrennter Wege nach Hause. Meine Füße hatten ihr Gefühl schon seit längerem verloren und somit musste ich diesmal Taxi fahren. Laufen war nicht möglich.
Nach einem kurzen Zwischenstop bei BurgerKing kam ich dann auch gegen halb 9 mehr als glücklich zu Hause an.
Nachdem ich meine französischen Mitbewohner alle herzhaft begrüßt hatte widmete ich mich meinem 2kg Fastfood-Beutel. Gestärkt oder besser gesagt vollgefressen hatte ich mir eigentlich vorgenommen 1-2 Stunden Bubu zu machen um dann gestärkt mit den anderen zusammen feiern zu gehen. Da ich aber mal wieder zum weitertrinken aufgefordert wurde, konnte ich meinen Schönheitsschlaf vergessen. Ungefähr eine halbe Stunde später kam dann auch schon wieder Besuch. Bewaffnet mit 2 Flaschen Weißwein, 1er Flasche Rum und ein paar Fruchtsäften konnte der Abend dann auch wirklich starten.
Da wir nur wenig Bier im Haus hatten, haben wir uns für einen Mix aus Rum-Beer-Pong entschieden. Und nur mit 6 Cups.
Gehen wir nicht zu sehr ins Detail, sagen wir einfach unsere Bude sah nach kurzer Zeit wieder aus wie Sau. Die Flaschen waren alle leer, wir alle voll.

Somit hieß es für mich, schnell unter die Dusche und dann ab in die Church Bar.
Wer sich von dem ganzen einen näheren Eindruck machen möchte, der guckt sich mein Fotoalbum Nummer 12 an.

Kommen wir zurück zu meinem am Anfang angesprochenen Plan, heute nichtmehr allzuviel Geld auszugeben. Wenn man jedoch in ein Etablissement geht, welches mit dem Verkauf von alkoholischen Getränken ihren Umsatz verdient, könnte sich sowas jedoch als schwer herausstellen. Nicht, wenn man von 20 Franzosen Rückendeckung hat.
Ich hatte noch nicht ganz meine Jacke ausgezogen, türmten sich auf dem von uns eingenommen Tisch 2 Flaschen Wein sowie 2 Flaschen Champagner. Und genau so schnell wie der Suff auf unserem Tisch angekommen war, hatte ich dann auch schon 2 Gläser in den Händen und mixte feucht fröhlich Champagner und Wein. Hier möchte ich mich mal kurz bei der Person bedanken, der die Fotografie erfunden hat. Jung, ohne dich wären viele meiner Erinnerungen nur fetzenhaft und nicht zusammenfügbar. Da ich jedoch alles mögliche mit Kamera festhielt, konnte ich aus meinen Erinnerungsfetzen am nächsten Tag ein Geflecht aus schönen Erinnerungen formen und somit euch von dem Ganzen hier berichten.
Um 4 Uhr war dann auch Ende und wir begaben uns auf den Heimweg.
Zuhause angekommen hat Fabrice dann erstmal wieder einen auf Chefkoch gemacht und eine seiner Alkoholmahlzeiten gezaubert. Zuvor haben wir jedoch unsere eh schon radikal versaute Wohnung noch mehr versaut. Ich kann mich noch erinnern das wir jeweils mit einem Pizzakarton auf dem Kopf und einer mit Besen, der andere mit Wischmopp bewaffnet darum gekämpft haben, wer denn nun lauter auf der Straße rumgeschrien hat. Sinnloses kann so lustig sein!
In dieser Nacht konnte ich Fabrice zauberhafte Mahlzeit nicht zu Ende genießen. Dauerhafter Schlafmangel plus ein gehobenes Alkohollevel zwangen mich dazu auf dem Sofa genüßlich wegzuschlummern. Das hätte auch alles ganz gut klappen können wenn dann nicht circa anderthalb Stunden später Tim bei uns aufgelaufen wäre und mich abfuckte, weil ich auf seinem Sofa am pennen war. Tim ist ein Kumpel von Fabrice der nur zum Englisch lernen in Irland ist. Er hat bei SuperValu gearbeitet und bei ner irischen Familie gelebt. Da er aber das Arbeiten nicht soo ernst nahm, hat er den Job relativ schnell aufgeben müssen. Und da man ohne Job kein Geld verdient, zog er es vor die Kohle für die Familie zu versaufen.
So landet man schnell auf der Straße. Oder im Asylantenheim bei uns im Archway Court :)
Ich musste erst ziemlich abgefuckt werden bevor er mich in Ruhe ließ und auf der anderen Hälfte des Sofas Platz nahm. Somit bekam ich dann gegen 7 Uhr morgens endlich meine wohlverdiente Packung Schlaf.

Um 11 Uhr hatte ich genug Schlaf. Dann wurd es Zeit sich ein paar Kaffee reinzupfeifen und mit dem Wohnungsputz zu beginnen. Das ist eigentlich schon zum Standardprogramm für mich geworden. Glücklicherweise wurde ich ja nach dem Grundsatz erzogen "wer saufen kann, kann auch arbeiten/aufräumen/klarkommen".
Ungefähr eine Stunde später sah es dann auch wieder relativ normal in der Bude aus... Nun wurds Zeit den restlichen Tag radikalst zu vergammeln. Ergo futtern, Filme gucken, rauchen, nichtstun.

Natürlich kann das nicht für den Abend so weiter gehen. Gegen 10 Uhr wurde ich dann von Juliane, einer der ganzen lieben netten Französinnen hier drüben (die ich alle schwer ins Herz geschlossen habe), aufgefordert zum Griffith College zu kommen und schön einen zu heben.
Also ist der Borst schnell unter die Dusche gehüpft, sich fertig gemacht und anschließend mit seiner letzten Flasche Vodka bewaffnet auf zum Griffith College. Dort war die Sauferrei schon im vollen Gange. Also hieß es für mich nur noch, Vodka auf, reins ins Glas und ab geht die Lutzi. Wir haben irgendwas mit Kartenziehen und Regeln gespielt. Als ich gegen kurz nach 12 dort ankam ging alles noch relativ normal zu. Doch keine halbe Stunde später wurde es dann Zeit für etwas extravagantere Regeln. Von Steck dir nen Finger ins Ohr während du trinkst, gingen wir dann zu "Pflichten" über, die jeder erfüllen musste. Die Regeln wurden von der vorherigen Person für die Nachfolgende aufgestellt. Zuvor hatten wir jedoch eine allgemeine Regel eingeführt. Jeder bekam den namen seines rechten Nachbarn und das für den Rest des Abends. Das heißt natürlich auch das du die Leute mit dem enstprechenden Namen anzureden hast. Redest du sie mit ihrem richtigen Namen an, musst du trinken. Diese kleine Regel hat unseren Konsum dann doch radikal beschleunigt.
Die Pflichten wurden mit höherem Level auch weitaus interessanter. Ich hab 3 mal Zungenküsse bekommen und zwei Lapdances. Macht Spaß :)
So nahm der Abend auch seinen Lauf. Wir haben weiter getrunken und gelacht, gefeiert und Mist gebaut. Genauso wie ein Samstag Abend daheim verlaufen muss.

Gegen 7 Uhr morgens bin ich dann mit Guilhem, Audrey und Sébastien in deren Wohnung gedüst, da ich echt nicht bereit war 40 Minuten Fußweg nach Hause hinter mich zu bringen. Da wurde dann noch schnell gefrühstückt, bissl was geraucht und n bissl South Park geguckt bevor wir uns genüsslich ins Bett begaben.
Als ich gegen halb 12 aufwachte waren die 3 noch wie Leichen am schlafen. Guilhem war nie bei einer Vorlesung die vor 14 Uhr beginnt. Er sagt er hat Probleme mit dem aufstehen. Es scheint zu stimmen :)

Draußen angekommen konnte ich bei 16 Grad und strahlendem Sonnenschein ohne Jacke und noch leicht angetrunken gemütlich nach Hause schlendern. So sieht ein guter Sonntagmittag aus!

Den Rest des Tages hab ich ungefähr wie am Samstag verbracht. Ruhig und gemütlich abgammeln. So macht das Leben Spaß...

Heute wirds wahrscheinlich so ähnlich zugehen. Ich meine, nach meinem längsten Tag in der Uni muss man sich was gönnen oder? Zuvor wird sogar nochwas gearbeitet. Für unser Sales Projekt muss noch an der Broschüre gebastelt werden...

Ihr hört von mir, oder vllt. ich von euch?!

Irelandborst

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